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Mario Krutzler - 1. Triathlon Langdistanz – sub12

Werner Franz Faymann • Juli 10, 2021
Der in Bayern wohnhafte Unterloisdorfer LMB-Athlet Mario KRUTZLER konnte nach guter Vorbereitung nun ein bereits im letzten Jahr gefasstes Vorhaben umsetzen. Er startete über die Triathlon-Langdistanz im Rupertiwinkel.

Hier der Bericht des Athleten:
Langdistanzpremiere mit mehreren Anläufen
DIY Challenge Rupertiwinkel LD 2021
(3,8 Swim / 182 Bike / 42,2 Run)
Eigentlich ist dies meine Geschichte des Datev Challenge Roth, des größten Langdistanztriathlons der Welt, die im Juli 2019 begann. Nachdem ich wider Erwarten zu den Auserwählten gehörte, die einen Startplatz für das wie jedes Jahr binnen Sekunden ausverkaufte Rennen im Juli 2020 ergattert hatte, begann eine lange und intensive Vorbereitung, die im Frühjahr 2020 jäh durch das Coronavirus unterbrochen wurde. Wie viele andere auch ließ ich den Traum Roth (nicht umsonst „die Triathlon Traumfabrik“) nicht sterben und veranstaltete im Juli 2020 meinen eigenen Langdistanztriathlon am eigentlichen Termin des Challenge Roth. Da ich das Training zu diesem Zeitpunkt schon einige Zeit zurückgefahren hatte, absolvierte ich die 3 Teildisziplinen an drei aufeinander folgenden Tagen und konnte immerhin sozusagen jeweils in der Staffel meine Premiere auf der Langdistanz bestreiten. Den Startplatz 2020 verschob ich auf 2021 und so begann am 1. September 2020 meine bislang längste Vorbereitung auf einen Wettkampf. In den zehn Monaten bis zum 11. Juli 2021 kamen so insgesamt rund 350 Trainingsstunden mit 35 km Schwimmen, 3.300 km Radfahren und 1.700 km Laufen zusammen. Nachdem bereits im Oktober die Hallenbäder wieder ihre Pforten schlossen musste ich mich bis Mai mit Trockentraining „über Wasser“ halten. Entgegen aller Hoffnungen folgte im Mai 2021 dann erneut die Corona bedingte Verschiebung des Rennens, diesmal jedoch auf September. Ende Juni wurde dann das Konzept des Rennens im September bekanntgegeben – neben strengen Hygieneauflagen und weitest gehendem Ausschluss der Öffentlichkeit war aufgrund des späteren Termins auch eine Streckenänderung notwendig (Wegfall des legendären Solarer Berg).

Aufgrund der Unsicherheit über die tatsächliche Durchführbarkeit des Rennens im Herbst und der geänderten Rahmenbedingungen (Zuschauer, Strecke) traf ich Anfang Juli, ein paar Tage nach dem ursprünglichen Wettkampftermin, die Entscheidung, nicht auf ein mögliches Rennen im Herbst zu hoffen, sondern die Gunst der Stunde zu nutzen und drei Tage später meine Langdistanzpremiere in Eigenregie umzusetzen. Die entsprechenden Wettkampfstrecken hatte ich bereits 2,5 Wochen zuvor getestet, wo ich schon eine Mitteldistanz in Eigenregie abgespult hatte. Und so war er geboren – der „Do-It-Yourself Challenge Rupertiwinkel LD 2021“. Die Tatsache, dass ich am Freitagabend, rund 10 Stunden vor dem Start, noch über die endgültige Laufstrecke sinnierte war das letzte Indiz der Spontanität meiner Idee.

Am Samstag, den 11. Juli 2021 war es soweit, nach einem schnellen Frühstück um 5:00 morgens ging es auf zum Schwimmstart am heimischen Thumsee, den es an diesem Tag 4x der Länge nach zu durchqueren galt. Beim Start um 6:00 lag noch leichter Nebel über dem See, der von den ersten Sonnenstrahlen hinter den Bergen vertrieben wurde – Erinnerungen an die legendäre Morgenstimmung am Main-Donau-Kanal beim Challenge Roth wurden wach. Kurz darauf folgte ein Schwimmzug dem anderen auf dem direkten Weg der aufgehenden Sonne entgegen. Bereits während der ersten 1.000 m stieg die Zuversicht in mir, dass das heute ein perfekter Tag werden sollte. Und so war es bezeichnend, dass ich nach 1:26:35 gut 10 Minuten früher als (zugegebener Maßen vorsichtig) geplant aus dem Wasser stieg. Diesmal lies ich auch in der ersten Wechselzone nichts anbrennen und der Umstieg aufs Rad klappte recht zügig. Musste doch erst wieder das Rad aus dem Auto geholt, Trinksystem gefüllt und Schwimmsachen wieder im Auto verstaut werden. Für die nächsten 3 Stunden musste alles am Mann sein.

Die ersten 20 km waren ordentlich frisch, die Temperaturen lagen noch bei kühlen 12 Grad und der erste Streckenabschnitt überwiegend im schattigen Wald. Beflügelt ob der guten Schwimmleistung musste ich immer wieder bewusst Druck vom Pedal nehmen um nicht Gefahr zu laufen gleich zu Beginn zu viele Körner auf der Radstrecke zu lassen. Umso mehr erstaunt war ich als ich bereits kurz vor 3 Stunden Fahrzeit die heimische Verpflegungsstation bei KM95 erreichte – fast eine halbe Stunde früher als angekündigt stand meine Frau zum Glück bereits mit neuen Getränkeflaschen, Gels, Riegeln und Bananen bereit. Dann ging es auf die zweite Runde – Samstag 11:00 war natürlich bereits mit mehr Verkehr auf den Radwegen und Straßen zu rechnen – und so sollte ich in die Verlegenheit kommen einen Traktor zu überholen und zwei kurze Zwangspausen an roten Ampeln einzulegen.
Die letzte Stunde auf dem Rad fiel mir sichtlich schwer die Aeroposition zu halten, da sowohl der Nacken schmerzte als auch die Unter- und Oberarme nach 3,8 km Schwimmen und 5 Stunden überwiegender Aeroposition im wahrsten Sinne des Wortes ihre Unterstützung verwehrten. Nichtsdestotrotz genoss ich jeden Kilometer der Strecke. Nach 7:29:51 Renndauer erreichte ich dann, deutlich früher als erwartet, die zweite Wechselzone. Der Blick auf die Uhr - Radsplit von 5:54:23 auf 182 km (30,8 km/h) – befeuerte meine gute Laune weiter. Nach einem schnellen Wechsel des Schuhwerks ging es mit dem Ausruf „Jetzt habe ich 4:30 Stunden Zeit für den Marathon“ auf die Laufstrecke, begleitet von meinem älteren Sohn auf dem Rad. Es dauerte nur wenige Kilometer bis sich ein Problem bemerkbar machte, dass ich so nicht bedacht hatte. Ich war auf meinen Hausstrecken unterwegs auf denen ich gefühlt jeden Kieselstein persönlich kannte. Und so konnte ich mir bereits nach 5 Kilometern haarklein ausmalen, was ich noch alles vor mir hatte. Meinen Großen bereitete ich darauf hin mit den Worten „tut mir leid, dass kann heute länger dauern“ auf das vor, was folgte. Die nächsten 35 km waren ein Wechsel aus Gehen und Laufen. Die „letzten“ 29 km begannen wir gemeinsam herunter zu zählen. Selbst die Aussicht auf ein Finish unter 12 Stunden konnte meinen Kopf nicht länger als 500 Meter am Stück davon überzeugen weiterzulaufen, er wusste nur allzu gut wie es danach weitergehen würde, auch wenn die Beine an diesem Nachmittag nicht wirklich schwer waren. Und so hatte das Ganze etwas von einem ruhigen Intervalltraining. Immerhin die letzten 2,5 km konnte ich wieder Tempo aufnehmen um unter der 12-Stunden-Marke zu bleiben und mit 11:54:31 noch eine passable Premierenzeit auf den Asphalt zu legen.

Rückblickend durfte ich gnadenlos erfahren, dass Langdistanz wirklich 95% mental ist (immerhin blieb ich von den restlichen angeblich „5% letal“ verschont) und die Erkenntnis, dass die Bedeutung der anderen Athleten, Zuschauer und Helfer mit steigender Wettkampfdauer überproportional zunimmt. Der „gemütliche“ Marathonspazierlauf in 4:21:46 hatte immerhin den Vorteil, dass ich in den Folgetagen von jeglichem Muskelkater verschont blieb und nur die schöne Gewissheit bleibt – „ja, ich kann Langdistanz“!

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